Trachtenkapelle Altenschwand

Zeitungen lieferten die Infos

Die Trachtenkapelle Altenschwand hat keine Mühen gescheut, ihr 100-jähriges Bestehen zu belegen.

RICKENBACH-ALTENSCHWAND.

Hohe Hürden setzt die Bundesvereinigung deutscher Orchesterverbände vor die Verleihung der Pro-Musica-Plakette, die 100 Jahre alt werdende Musikvereine beantragen können. Vor allem der geforderte lückenlose Nachweis von Vereinstätigkeiten über alle Jahrzehnte ist nicht immer einfach. In diesem Jahr fuhr die 100 Jahre alt gewordene Trachtenkapelle Altenschwand die Ernte ihrer Recherche ein und freut sich jetzt auf die Übergabe der Plakette beim Jahreskonzert im Spätherbst.

Die Mühen der Altenschwander Jubiläums-Organisatoren sind auch aus Sicht von Heimatkundlern wertvoll. Die Suche nach den Dokumenten lieferte besonders für die ersten 25 Jahre nach der Vereinsgründung 1913 interessante Materialien. "Über unsere damaligen Aktivitäten haben wir kaum umfangreiche Berichte gefunden, aber was in den Heimatzeitungen stand, war ausreichend", berichtete Winfried Schmidle vom Festkomitee.

Die ersten Nachweise lieferten in den Jahren 1913 und 1914 unter anderem das "Säckinger Tagblatt", die "Kleinlaufenburger Nachrichten" und der "Alb-Bote". Sie belegten, dass die ersten Musikeraktivitäten in Altenschwand nach einer Feuerwehrgründung erfolgten. Am 2. Januar 1914 informierten zwei Zeitungen über eine Christbaumfeier in Rüttehof, die von der Feuerwehr Altenschwand und ihren Musikern gestaltet wurde. Im Originaltext heißt es: "Die Freiwillige Feuerwehr hält am Sonntag, den 4. Januar, im Gasthaus zum Löwen dahier ihre erste Christbaumfeier unter Mitwirkung ihrer Musik- und Theatergesellschaft ab. Abends punkt 6 Uhr ist Abmarsch der Vereine vom Dorfplatz Altenschwand nach hier. Beginn der Aufführungen abends 7 Uhr. Der Verein wird bemüht sein, den Anwesenden einen angenehmen Abend zu bereiten, wozu neben den Mitgliedern und deren Angehörigen jedermann freundlichst eingeladen ist. Also auf nach Rüttehof!"

Gründungstag der Altenschwander Wehr war der 5. Oktober 1913, der Kommandant Emil Völkle verfügte über stattliche 45 Mann – für heutige Verhältnisse ein Traum. Im zweiten Band der Rickenbacher Chronik aus dem Jahr 2007 wurde zur Gründung der Trachtenkapelle Altenschwand zusätzlich erwähnt, dass sich Völkle "unter persönlichen Opfern dafür einsetzte, Blasinstrumente von der verschuldeten Rickenbacher Kirchspielmusik zu kaufen". Völkle wurde Gründungsvorsitzender der "Feuerwehrmusik Altenschwand". Weitere Meldungen über Aktivitäten der Feuerwehrmusik betrafen in den ersten Jahrzehnten unter anderem die Beteiligung an so genannten Kriegerfeiern "für gefallene und verstorbene Helden des Weltkrieges" oder am kirchlichen Patroziniumsfest "der heiligen Martyrer Guardian und Epimachos". So hießen damals die heute als St. Gordian und St. Epimach bezeichneten Rickenbacher Kirchenheiligen.

Zeitungsberichte aus den 30er Jahren belegten schon früh den Einfluss der nationalsozialistischen Bewegung auf lokale Ereignisse. So nahmen am 12. Mai 1935 am Patroziniumsfest mit gleichzeitiger Investiturfeier für den neuen Pfarrer Waidele "sämtliche NS-Formationen, Kriegerkameradschaften sowie Musikvereine teil". Dass Zeitungen auch damals schon Fehler machten, zeigte sich an der Schreibweise des Pfarrernamens. Mal heißt es richtigerweise Waidele und ein anderes Mal Weidele. Für den gleichen Tag wurde noch von einem weiteren Großereignis im Kirchspiel Rickenbach berichtet: Die Trachtenkapelle Altenschwand lud zum großen Musikertreffen mit prominenten Verbandsvertretern ein, was mit dem heutigen Bezirksmusikfest vergleichbar ist. Über weitere Etappen der Vereinsentwicklung werden wir noch berichten.

Quelle: Badische Zeitung vom 07.03.2013. Text von Wolfgang Adam, Bilder: Trachtenkapelle Altenschwand.